Argumente der Gegner

Was spricht gegen Bitcoin?

Um sich ein Gesamtbild machen zu können, sind nicht nur die Befürworter und Bitcoin Maximalisten anzuhören. Wichtig sind auch die Argumente der Bitcoin Gegner zu kennen. Die häufigsten Argumente der Kritiker habe ich untenstehende aufgeführt. Für jeden der vier Themen der Gegner werden ebenfalls Antworten der Befürworter einbezogen. Diese Antworten sind aus der Bitcoin Community und aus meinen persönlichen Sichtweisen zusammengetragen.

Mach dir dein eigenes Bild

Bitcoin ist eine Währung für Kriminelle

Immer wieder liest man, dass Bitcoin Transaktionen mit kriminellen Aktivitäten in Verbindung gebracht werden, insbesondere im Darknet. Dort erfolgt die Zahlung in Kryptowährungen. Ebenfalls profitiert das organisierte Verbrechen hiervon. Auch in der Cyberkriminalität sind Lösegeldzahlungen in Form von Bitcoins gang und gäbe nach einem Hackerangriff auf ganze Firmennetze. Die Unternehmensdaten werden erst dann frei gegeben, wenn die Zahlung erfolgt ist. Warum in Bitcoin? Bitcoins können anonym transferiert werden. Niemand weiss, wer hinter den Adressen der kriminellen Organisationen stecken. Die NZZ hat hierzu einen spannenden Artikel verfasst.

Was sagt die Bitcoin Community hierzu?

Bitcoin ist nicht anonym, sondern pseudonym. Das heisst, die Anzahl der Bitcoins hinter jeder Adresse ist transparent. Wer aber die Adresse besitzt, ist nicht bekannt. Spannend ist hier der Vergleich mit den Banken. Die Konten der Banken sind nicht öffentlich einsehbar. Schon das zeigt, dass Bitcoin transparenter als die klassische Bankenwelt ist. Will nun die kriminelle Person die Bitcoins in Cash umwandeln, muss dies bei einer Kryptobörse geschehen. Eine Kryptobörse ist denselben Regulatorien ausgesetzt wie die Bank. Will die Person bei einer Kryptobörse ein Konto führen, muss sie sich entsprechend ausweisen und beweisen, dass er/sie die angegebene Person ist. Somit kann man die ergaunerten Bitcoins nicht bei einer öffentlichen regulierten Kryptobörse in Cash umwandeln. Dies geschieht entweder über zwielichte Börsen, oder man verwendet sogenannte Waschmaschinen, um die Herkunft der Adressen schwer nachzuvollziehen. Die Geheimdienste und die Polizei sind hier aktiv und auf dem neusten Stand. Es ist ein ständiges Katz und Maus Spiel, was den Stand der neusten Technologien angeht.

Weiter ist ebenfalls zu erwähnen, dass es kriminelle Aktivitäten nicht erst seit dem Bitcoin gibt. Weltweit ist Schwarzgeld von über 20 Billionen $ im Umlauf. Bitcoin hat eine Marktkapitalisierung von 1,2 Billionen $. Wieviel davon Schwarzgeld ist, kann man nur schätzen. Verschiedenste Studien machen Aussagen von 3-40%. Persönlich gehe ich von einem einstelligen Prozentsatz aus. So oder so stellt man fest, dass das meiste Schwarzgeld in der Fiat-Währung liegt. Bitcoin hinterlässt elektronische Spuren, auch wenn man versucht, diese zu verwischen. Der Weg des Bargeldes kann man bei Handänderung nicht verfolgen.

Nun stellt man sich die Frage, welche Währung geeigneter ist für kriminelle Handlungen besser?

Bitcoin ist transparent

Energieverbrauch

Bitcoin Gegner erwähnen immer wieder den enorm hohen Energieverbrauch. Bitcoin basiert auf Proof-of-Work für die Erstellung von Blöcken in der Blockchain. Für die Gewährleistung der Sicherheit wird hierzu sehr viel Energie benötigt. Den Studien zu folge beträgt der jährliche elektrische Energiekonsum über 150TWh. Dies entspricht dem Energieverbrauch von Schweden oder Norwegen. Die Gegner fügen an, dass dies ein sinnloser Verbrauch für etwas ist, das man gar nicht braucht. Zudem gibt es andere Vorgehensweisen, um den Energieverbrauch von Bitcoin massiv zu reduzieren. 

Was sagt die Bitcoin Community hierzu?

Die Sicherheit ist für Bitcoin enorm wichtig. Seit Bestehen konnte die Blockchain nie erfolgreich gehackt werden. Das Proof of Work benötigt viel Energie und ist der Preis für die hohe Sicherheit vor Manipulationen. Mit anderen Worten würden enorm hohe Kosten entstehen, wenn man die Blockchain hacken wollte. Die Miner erhalten als Belohnung für die Erstellung eines Blocks in der Blockchain Bitcoins. Dies ist eine Subvention für die erbrachten Rechenleistungen und die Arbeit. Die Miner sind Firmen, welche ihre Auslagen möglichst tief halten wollen. Die dafür notwendige Energie möchten sie demzufolge möglichst günstig beziehen. Wasserkraft, Sonnen- und Windenergie ist sehr lukrativ für die Miner. Diese sind günstiger als Elektrizität aus fossilen Brennstoffen. Gerade das Thema Energieverbrauch treibt die Miner Branche an, möglichst ökologische Energiegewinnung zu verwenden. Bitcoin Mining Council befasst sich genau mit diesem Thema des elektrischen Energiebedarfs der Miner und der davon prozentualen erneuerbaren Energie. Derzeit nutzen die Miner 57% des gesamten Energiebedarfs von erneuerbaren Stromquellen.

An dieser Stelle möchte ich erinnern, dass nur durch den Algorithmus Proof-of-Work die Gewährleistung von Sicherheit erbracht ist. Hohe Sicherheit bedeutet viel Arbeit und viel Energie. Diese Energie holen sich die Miner vermehrt aus erneuerbaren Energiequellen. Sie fördern somit die Nachfrage an Ökostrom.

Bitcoin ist Energie

Verteilung auf wenige Reiche

Wenige Personen, welche zu Beginn auf den Bitcoin Zug aufgesprungen sind, halten viele Bitcoins. Nimmt man die Bitcoin Rich List von Bitinfocharts zur Hand, sieht man, dass 2% aller Bitcoin Adressen 95% aller Bitcoins halten.

Was sagt die Bitcoin Community hierzu?

Glasnote hatte sich diesem Thema angenommen und diesen Vorwurf genauer analysiert. Nur die Betrachtung der Anzahl Bitcoin Adressen als Massstab zu nehmen, sei nicht richtig. Zwei Punkte müssen dabei berücksichtig werden.

  • Nicht alle Bitcoin Adressen können gleichbehandelt werden.

Als Beispiel wird die Kryptobörse genannt. Hinter ihren Adressen sind Millionen von Kunden.

  • Eine Bitcoin Adresse ist kein einzelnes Konto.

Ein Bitcoin Besitzer kann mehrere Adressen besitzen. Auch können hinter einer Adresse mehrere Anwender stehen.

Allein diese beiden Punkte lassen erahnen, dass die richtige Betrachtungsweise nicht ganz so einfach ist. Um weiter ins Detail zu gehen, ist es wichtig zu wissen, welche Bitcoin Besitzer welchen Anteil ausmachen.

In der Krypto Community werden die Bitcoin Besitzer in Gruppen eingeteilt. Meerestiere symbolisieren die Gruppeneinteilung anhand der Anzahl Bitcoins. Glasnode hatte hierzu interessante und aufschlussreiche Grafiken erstellt. Insgesamt existieren Stand Januar 2021 etwas mehr als 22,5 Millionen Bitcoin Adressen. Hinter diesen Adressen sind öffentlich zugänglich die Anzahl Bitcoins zu sehen.

Immer wieder liest man in der Kryptowelt von Walen, Fischen und dergleichen. Dies sind die in der Grafik aufgelisteten Gruppenbezeichnungen für die Grösse der Besitzer von Bitcoins. In der untersten Gruppe tummeln sich die Shrimps, welche weniger als einen Bitcoin besitzen. Aber sie machen den grössten Anteil an Bitcoin Adressen aus, 97%. Die nächsthöhere Stufe sind die Krabben mit 1 bis 10 Bitcoins pro Adresse. Die Abstufungen gehen immer weiter bis zu den Buckelwalen (Humpback) mit mehr als 5’000 Bitcoins pro Adresse. Die Miner und die Kryptobörsen hat Glassnode aus der Illustration separiert.

Hinter der Bezeichnung des Meerestieres in Klammern sind die Anzahl Bitcoins pro Adresse angegeben. Der Balken stellt grafisch die Anzahl Adressen in dieser Gruppe dar. Hinter dem Balken steht eine Prozentzahl. Diese widerspiegelt den prozentualen Anteil sämtlicher Bitcoin Adressen.

In der ersten Grafik sieht man die Gruppenaufteilung in Meerestiere und die Anzahl Adressen pro Gruppe. Die folgende Darstellung geht einen Schritt weiter und analysiert die Gewichtung. Addiert man alle Bitcoins in einer Gruppe, erhält man den prozentualen Anteil an Bitcoins. Betrachten wir die Gruppe Shrimps und Whales. Die Gruppe Shrimps hat die meisten Bitcoin Adressen mit etwa 22,5 Millionen, jedoch die geringste Anzahl an Bitcoins pro Adresse. Zählt man nun in dieser Gruppe alle Bitcoins der Besitzer zusammen, sind dies etwa 900’000 Bitcoins. Dies macht ein Anteil von 4,9% von 18,6 Millionen Bitcoins. Bei den Wahlen ist es umgekehrt. Dort sind nur etwa 2’000 Adressen vorhanden, welche aber insgesamt 3.43 Millionen Bitcoins besitzen. Dies macht einen Anteil von 18.4% der Gesamtzahl an Bitcoins aus. Bereits hier sieht man die Tendenz, dass wenige sehr viel besitzen.

Nun widmen wir uns wieder dem Thema, dass 2% aller Adressen 95% der Bitcoins halten. Zählt man die Anzahl Adressen von den Buckelwalen bis zu den Oktopussen zusammen, sind dies 0,42%. Diese 0,42% besitzen zusammen 11,86 Millionen Bitcoins von insgesamt 18,6 Millionen. Dies entspricht 64%. Um auf die 2% der Adressen zu kommen, müsste man rund 65% der grössten Bitcoin Adressen aus der Gruppe Krabben mit einbeziehen. Das heisst, jede Bitcoin Adresse, welche mehr als 3,5 Bitcoins hat, gehört zu den 2%. Ob man mit 3,5 Bitcoin zu den «Reichen» zählt, ist dann eine andere Frage. Wie man reich und vermögend definiert, im Zusammenhang mit dem Besitz von Bitcoins, muss jede Person für sich klären.

Mit diesen beiden Grafiken kommen wir aber noch nicht weiter. Nun wissen wir, dass die Buckelwale bis zu den Oktopussen 0,4% aller Adressen zusammen 11,9 Millionen Bitcoins besitzen. Dies entspricht 64%. Ebenfalls wurde festgestellt, dass für 2% der Adressen die Gruppe Krabben angeknabbert werden muss.

Nun, wie viele Bitcoins besitzen 2% der Adressen? Gemäss Glassnode sind dies 71% aller Bitcoins. Dies ist aus der Grafik zu sehen. Somit sind es nicht 95%, wie von den Kritikern behauptet. Trotzdem sind es wenige, die einen grossen Teil der Bitcoins besitzt. Aber auch hier ist es wie im richtigen Leben. 1% der Bevölkerung besitzt 50% des gesamten Vermögens auf der Erde, siehe Bericht Globale Vermögensverteilung. Wir stören uns nicht an der Vermögensverteilung weltweit, jedoch stört uns eine etwa gleiche ungerechte Verteilung im Bitcoin Umfeld? Der Unterschied zwischen dem kleinen Bürger und der «upper class» ist der Zugang zu Wissen. Dieses Wissen bringt Reichtum. Aber dieser Vorsprung wird immer kleiner. Im Kryptomarkt beginnt eine Umverteilung und mit Bitcoin bietet sich dem normalen Büetzer die Möglichkeit, ein kleines Stück vom wachsenden Kuchen abzubekommen.

Das ist auch der Grund, warum ich mein Wissen und meine Erfahrungen rund um Bitcoin allen zugänglich machen möchte. Bitcoin ist für alle da!

Bitcoin ist für alle da

Bitcoin ist kein Zahlungsmittel

Heute ist der Bitcoin kein akzeptiertes Zahlungsmittel. Fast nirgends kann man mit Bitcoins bezahlen. Zudem ist eine Transaktion viel zu langsam und nicht praktikabel. Weiter ist der Bitcoin viel zu wertvoll, um ihn als Zahlungsmittel zu verwenden.

Was sagt die Bitcoin Community hierzu?

Dass man mit Bitcoins fast nirgend bezahlen kann, stimmt so nicht. In der Schweiz kann man am SBB Schalter das Ticket mit Bitcoins bezahlen. Es gibt Restaurants, die Bitcoins akzeptieren und der Paypal Service hat Bitcoin seit Frühling 2021 als Zahlungsmittel aufgenommen. Weiter hat El Salvador als erstes Land offiziell Bitcoin als Zahlungsmittel eingeführt.

Bitcoin kann maximal 7 Transaktionen pro Sekunde tätigen. Die Transaktionsgeschwindigkeit wird mit VISA verglichen. Bei VISA können 65’000 Zahlungen pro Sekunde erfolgen. Somit muss man den Gegnern recht geben, dass dies so mit Bitcoin nicht zu gebrauchen ist für den Alltag.  Aber die Entwicklung geht weiter und man hat zur Skalierung Lösungen gefunden. Heute spricht man von einem Lightning Network.

Das Lightning Network kann man sich als eine Schicht über Bitcoin vorstellen. Man spricht auch von 2. Layer. Diese Technologie ermöglicht eine viel höhere Transaktion von >500 pro Sekunde. Die IT ist sehr schnelllebig und dieses Thema ist noch relativ jung. Ich persönlich bin mir sicher, dass sich die Transaktionsraten weiter verbessern werden.

Bitcoin sei zu wertvoll als Zahlungsmittel; hier möchte ich meine persönlich Meinung darlegen. Wenn ich ein wertvolles Gut besitze, überlege ich mir gut, für was ich dieses Gut eintauschen will. Bitcoin regt zum Sparen an. Man gibt nur so viel aus wie notwendig. Dies sind alte Tugenden von unseren Grosseltern, welche heute kaum einen Wert haben. Geld kann man sich sehr billig beschaffen. Sparen wird durch Negativzins und Geldentwertung über Inflation bestraft. Schulden machen hingegen wird belohnt. Die Hypothek vom Haus kann man einfach erhöhen mit <1% Zins. Die Bank schreibt nicht vor, was man mit dem Geld machen muss. Das Bankkonto kann einfach überzogen werden und Kleinkredite bekommt man nachgeworfen. Es wird drauf los konsumiert. Warum? Weil Geld nichts wert ist! Mit einem wertvollen Gut schmeisst man nicht um sich, sondern beschützt es. Wenn sich Bitcoin als Zahlungsmittel durchsetzt, kann ich mir gut vorstellen, dass ein Umdenken in der Gesellschaft stattfinden kann. Mit Bitcoin konsumiert man bewusster und nachhaltiger.

Bitcoin ist nachhaltig